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Das alte Gaswerk an der Greifswalder Straße versorgte den Norden Berlins mehr als 100 Jahre lang mit Gas. Mit ihren Schornsteinen und Gasometern prägte die gewaltige Industrieanlage das Antlitz des Prenzlauer Bergs. 1981 wurde die »Dreckschleuder« endlich stillgelegt und demontiert. An ihre Stelle trat ein mustergültiges Wohnviertel nach den Idealen der realsozialistischen Architektur - mit Plattenhochhäusern und Kindergärten, Schule und Schwimmhalle, Klubgaststätte samt Jugendclub, einem Planetarium und dem gigantischen Ernst-Thälmann-Denkmal. Eberhard Klöppel hat diesen Prozeß industrieller Konversion im realen Sozialismus ein ganzes Jahrzehnt lang beobachtet und in eindrucksvollen Bildern festgehalten: die Architektur der gründerzeitlichen Industrieanlage, die schwere, gesundheitszerstörende Arbeit der Gaswerker, die Sprengungen der Schornsteine und Gasometer, den Bau der neuen Häuser und des Thälmann-Denkmals und nicht zuletzt das neue Leben, das sich in diesem sozialistischen Musterpark entfaltete.
„Einblicke in mittlerweile museal anmutende Formen von Industriearbeit plus dem Versuch, in Abriss und Neubau das zum Gründungsmythos der DDR gehörende Aufbaupathos zu wiederholen. Klöppel zeigt, dass auch die DDR ein Land im Wandel war, dessen Konsequenzen der Staat allerdings nicht gewachsen war.“ (Klaus Rek, Die Horen, 2014, Nr. 256)
„Klöppel hat einen einfühlsamen, humorvollen Blick auf die beteiligten Menschen, die letzten Proletarier und die ersten postindustriellen Jugendlichen der DDR mit ihrem 80er-Jahre-Chic. Da mag Thälmann die Faust noch so energisch ballen, die Geschichte der Gesellschaft hat sich in Prenzlauer Berg längst in eine andere Richtung entwickelt.“
(Gustav Seibt, Prenzlauer-Berg-Nachrichten, 13. Oktober 2011)
„Eine grandiose Fotoreportage über das letzte große städtebauliche Projekt der DDR in Ostberlin – ein subtiles Schwarz-Weiß-Porträt. Klöppel untersucht sein Umfeld sehr genau und berichtet mit beobachtender Distanz und anteilnehmender Sensibilität vom Verschweinden eines Industriedenkmals und dem euphorischen Entstehen eines neuen, lebendigen Quartiers.“ (Sebastian Spix, Bauwelt, 22. Juli 2011)
„Klöppels Bilder sind nicht nur wegen der Kontinuität und Genauigkeit, mit der er die Stationen der Konversion [vom Gaswerk zum Wohngebiet] dokumentiert hat, einzigartig. Sie verweisen auf einen Urheber, der ein echtes Interesse an Menschen hat, an dem, was sie tun und was ihnen das Leben schwer macht.“ (Jana Frielinghaus, Junge Welt, 20. Januar 2011)
„Der Band ist als Kunstwerk genauso faszinierend wie als Zeugnis der Berliner Stadtgeschichte. Er vereint eine an die Düsseldorfer Becher-Schule erinnernde Kunst der Industriefotografie mit der dem Erbe August Sanders verpflichteten DDR-Tradition sozialer Menschenbeobachtung.“ (Süddeutsche Zeitung, 5. November 2010)
„Der Bildreporter der Neuen Berliner Illustrierten (NBI) wurde mit seinem Langzeitprojekt zum Chronisten einer Stadtlandschaft mit all ihren Widersprüchen: Gelebte Geschichte in Schwarz-Weiß.“ (Der Tagesspiegel, 13. April 2010)
Fotograf:
Eberhard Klöppel (geb. 1940), seit 1962 als Fotograf tätig, Studium an der
Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, 1976-1992 Bildreporter der
»Neuen Berliner Illustrierten«, arbeitet seitdem als freier Fotograf für
verschiedene Zeitungen und Institutionen.