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Das 1986 erschienene Fotobuch »Paris zu Fuß« war der erste Bildband eines ostdeutschen Fotografen, der allein mit den Mitteln der Straßenfotografie vom Leben in einer fremden Stadt erzählte. Mit einer Auflage von 40 000 Exemplaren entwickelte es sich zu einem wahren Kultbuch. Entstanden waren die Bilder im April 1982, als Roger Melis für vier Wochen an die Seine reisen durfte. Tag für Tag wanderte er zu Fuß durch Paris, um in Auseinandersetzung mit den berühmten Fotografien dieses Sehnsuchtsortes ein Bild der Stadt zu entwerfen, das seinem eigenen Credo entsprach. Melis suchte nicht nach Sensationen, sondern bemühte sich, den ganz normalen Alltag auf den Straßen von Paris ins Bild zu setzen. Wohl gerade deshalb entfalteten die Fotografien in der DDR eine so starke Wirkung und beförderten den Wunsch der Menschen, die Mauern zu sprengen und zu reisen. Die vorliegende Neuausgabe beruht auf einer erneuten Sichtung des gesamten Bildmaterials und vereinigt die besten Fotografien der Erstausgabe mit 30 bisher unveröffentlichten Aufnahmen aus dem Nachlass.
»1982 durfte der Ostberliner Fotograf Roger Melis zu einem vierwöchigen Studienaufenthalt nach Paris reisen. Aus seinen Aufnahmen entstand in der DDR ein Kult- und Sehnsuchtsbuch. Jetzt neu sortiert, ist es die schönste Bilderreise. Magisch gegenwärtig.«
(Peter von Becker, Tagesspiegel, 9. Dezember 2020)
»Was Melis suchte und fand, war Pariser Alltag in seiner unspektakulärsten Form. Also Superlative seltener in den Bauten oder in ›entscheidenden Momenten‹, vielmehr Suspense vor identifizierbarer Kulisse. Doch gerade diese Haltung, dieser Blick macht Melis' Buch bemerkenswert und zu einem Sonderfall innerhalb einer überbordenden Paris-Literatur.«
(Hans Michael Koetzle, Photo International, 2020, Nr. 6)
»Die Anziehungskraft der Paris-Aufnahmen des Roger Melis liegt völlig jenseits aller Ereignis-Fotografie, wächst aus einer sehr individuellen Beobachtung zur Bedeutung. Manches Foto ist schon für sich allein Parabel, rafft das ganze Geschehen. Das Foto als Reaktions- und Denkleistung. Und nicht zuletzt eine Kunstschöpfung durch mitwirkendes Unterscheiden. ›Paris zu Fuß‹ ist sowohl Kunstwerk als auch Dokument, aber erschöpft sich nicht im Historischen. Auch wenn jeder seine eigene feste Meinung von Paris hat, dieser Band lässt neu sehen.«
(Jürgen Verdorfsky, Frankfurter Rundschau, 20. Oktober 2020)
»Seine Bilder scheinen aufgenommen mit Besonnenheit. Sie sind ruhig, wohinter sich keineswegs Leidenschaftslosigkeit verbarg, sondern ein ästhetisches Prinzip, das den Betrachter zum längeren Hinschauen verführt. Auch er verstand sich als Flaneur, ganz in der Tradition der großen Paris-Fotografen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit ihnen teilte er auch die Vorliebe für das Alltäglichtypische, nicht jedoch die Leichtigkeit. Er gab dem Gesehenen durch seinen grafischen Willen eine Schwere, gerade so, als wollte er sich durch die strengen Kompositionen als Außenseiter zu erkennen geben.«
(Freddy Langer, FAZ, 15. Oktober 2020)
»Roger Melis war vor fast vierzig Jahren ein Flaneur in der Stadt – und, wie es sich gehört, vielleicht sogar ein wenig in sie verliebt.«
(Hans-Jörg Rother, Märkische Oderzeitung, 1. Oktober 2020)
»Es ist der treffsichere Blick fürs Menschliche, fürs Alltägliche, der viele Fotos von Roger Melis auszeichnet. Mit einer Kunst der Beiläufigkeit bricht Roger Melis das tausendfach fotografierte Klischee von Paris und erzählt seine ganz persönlichen Mikrogeschichten.«
(Udo Badelt, Tagesspiegel, 26. September 2020)
"Seine Bilder scheinen aufgenommen mit Besonnenheit. Sie sind ruhig, wohinter sich keineswegs Leidenschaftslosigkeit verbarg, sondern ein ästhetisches Prinzip, das den Betrachter zum längeren Hinschauen verführt. [...] Niemand wird sagen wollen, dass 'Paris zu Fuß' die sanfte Revolution im Osten ins Rollen brachte. Aber vielleicht hat es dem Wind der Veränderung einen kleinen Hauch hinzugefügt."
(Freddy Langer, FAZ, 15. Oktober 2020)
"Straßenfotografie hatte im Ostblock und in der DDR einen besonderen Stellenwert. Arbeiten von Antanas Sutkus, Boris Mikhailov, Josef Koudelka oder Roger Melis waren immer auch politisch, weil sie Realitäten durchstreiften, die das offizielle Bild konterkarierten." (Lennart Laberenz, Freitag, 3. September 2020)
Autor:
Roger Melis (1940–2009), Fotograf, nach Anfängen als wissenschaftlicher Fotograf seit 1968 in Berlin als freischaffender Porträt-, Reportage- und Modefotograf für Zeitungen, Zeitschriften und Verlage in Ost und West tätig, zahlreiche Buchpublikationen, u. a. »Künstlerporträts« (2008) und »Am Rande der Zeit« (2010, beide im Lehmstedt Verlag)