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1935 mußte der jüdische Schriftsteller und Journalist Hans Natonek Deutschland verlassen. Zunächst in seiner alten Heimatstadt Prag, dann in Paris im Kreis seines Kollegen und Freundes Joseph Roth lebend, erreichte er nach einer dramatischen Flucht quer durch Frankreich und über die Pyrenäen den rettenden Hafen von Lissabon und konnte eines der letzten Schiffe nach New York besteigen, wo er im Januar 1941 eintraf. Im zweiten Band der Publizistik Hans Natoneks kommt nun der Flüchtling, der Ausgestoßene zu Wort. Seine Texte aus dem Exil, beginnend 1935 und nur wenige Tage vor seinem Tod 1963 in Tucson / Arizona endend, beschwören eindringlich die Vernunft wieder herauf, von der Europa vollständig verlassen zu sein schien. Viele unter Pseudonym veröffentlichte Texte zum politischen Zeitgeschehen aus dem "Prager Tagblatt", der "Neuen Weltbühne" und dem "Neuen Tagebuch" können erstmals zweifelsfrei ihm zugeordnet werden. Unveröffentlichte Texte aus seinen Nachlässen in Berlin und Albany, die immer wieder das Thema Flucht, Vertreibung und Exil zum Thema haben, ergänzen das Bild eines zutiefst hoffnungs- und heimatlosen Autors, dem zuletzt sogar die deutsche Sprache abhanden kam.
„Mit einer für ihn typischen Mischung aus satirischem Spott, kritischer Schärfe, politischer Attacke und doch einfühlsamem Betrachten hat Natonek seine Zeit analysiert.
Die Wiederentdeckung dieser Fundgruber bester und unterhaltsamer Publizistik ist das große Verdienst der Leipziger Autorin Steffi Böttger.“
(Manfred Orlick, Ossietzky, 29. März 2014)
„Beide Bände sind vorbildliche Beispiele einer spezifischen, professionellen Editionskultur für journalistische Werke. Es findet sich alles, was man bei der Lektüre braucht, um solche überzeitlich haltbaren, aber eben in ihrer Zeit verhafteten Texte zu verstehen: kennerische, informative Anmerkungen, ein Personenregister und ein sorgfältiger Quellennachweis. Sie ermöglichen die Wiederentdeckung eines der ganz großen Journalisten der Weimarer Zeit und des Exils – nun zum Kanon gehörend wie sein Kollege Joseph Roth, über den er mehrfach in liebevoller Weise schrieb.“ (Hannes Haas, Message, Wien, Nr.1, 2014)
„Mit großer Tiefgründigkeit und ebensolcher Leichtigkeit schrieb Natonek über alles, was kulturell und gesellschaftlich von Bedeutung war. Diese Texte lesend, fühlt man sich an Autorenkollegen wie Alfred Polgar und Siegfried Kracauer erinnert.“ (Kai Agthe, Mitteldeutsche Zeitung, 6. Dezember 2013)
„Ein höchst lesenswerter Sammelband eines ebenso wort- wie witzgewaltiger Autors.“ (Andreas Platthaus, FAZ, 30. November 2013)
„Ein hochwillkommenes Buch, das diesen großartigen Autor endlich aus der Dunkelheit holt.“
(Klaus Bellin, Neues Deutschland, 28. Oktober 2013)
„Als Feuilletonist gehört Natonek in eine Reihe neben Alfred Kerr, Kurt Tucholsky und Alfred Polgar, auch wenn sein Name nur halb so bekannt ist. Das mag auch daran liegen, dass er sich selbst weniger glanzvoll in Szene setzte. Er brachte andere zum Glänzen. Wie viel Esprit diese Texte besitzen!“
(Karin Grossmann, Sächsische Zeitung, 19. Oktober 2013)
„Steffi Böttger befreit seit Jahren Vater und Sohn Natonek aus dem Vergessen. So leicht fällt es einem selten, an dieser Stelle zu sagen: Wir raten zu!“
(Elisabeth von Thadden, Die ZEIT, 17. Oktober 2013)
Hans Natonek (1892–1963), Schriftsteller und Journalist, 1917–1933 Redakteur und Feuilletonchef der »Leipziger Zeitung« bzw. der »Neuen Leipziger Zeitung«, Emigration nach Prag, Paris und ab 1941 in die USA
Steffi Böttger, freischaffende Publizistin, Theaterautorin und Schauspielerin in Leipzig, Herausgeberin der gesammelten Essays von Hans Natonek („Im Geräusch der Zeit“ und „Letzter Tag in Europa“) sowie des Briefwechsels mit seinem Sohn Wolfgang Natonek. www.steffi-boettger.de
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